Herr Seitzl, behaupten Sie von sich, Sie wären überzeugter Christ und Katholik?
Ich bin überzeugter Christ. In der katholischen Kirche bin ich aufgewachsen und schätze auch ihre Symbolität.
Was für ein Verhältnis haben Sie zu Jesus?
Ich habe ein sehr persönliches Verhältnis zu Jesus. Er ist der Kern meines Lebens. Ich fühle mich von Ihm sehr beschenkt und geliebt, diese Liebe möchte ich auch weiter schenken. Das ist die zentrale Frage!
Warum unterrichten Sie katholische Religionslehre?
Ich habe meinen Glauben immer sehr stark in mir gespürt, er hat mir stets Kraft gegeben. Die wissenschaftliche Seite der Religion und auch meine persönlichen Erfahrungen im Glauben wollte ich daher an junge Menschen weitergeben.
Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn des Lebens?
Ich würde mich selbst als sehr gläubigen Menschen bezeichnen, und deshalb meine ich, dass Jesus als Liebe in die Welt gekommen ist. Die Erfüllung ist daher, dass man diese Liebe lebt, aber natürlich mit jedem Menschen unterschiedlich, mit der Kassiererin im Supermarkt anders als etwa mit dem Partner. Ich bin überzeugt davon, dass, wenn jeder mit jedem liebevoll umgeht, das Leben Sinn macht, denn dann gibt es keinen Krieg, Hass oder Hunger mehr.
Beten Sie regelmäßig?
Ja, also daheim Tischgebete, Abendgebete, auch gerne im Auto oder wenn ich allein bin. Außerdem bete ich am Anfang des Tages mit jeder Klasse, selbst im Lateinunterricht, und am Anfang einer jeden Religionsstunde. Dabei bete ich überwiegend spontan und formuliere meine Gebete selbst.
Wie stehen Sie zur Bibel?
Die Bibel ist zwar einerseits das meist verkaufte Buch der Welt, gleichzeitig aber auch das meist unterschätzte. Die Bibel muss man lieben, denn man könnte auch wahllos ein paar Seiten daraus lesen, ohne im Herzen etwas zu spüren. Es wäre sehr wichtig und wertvoll, wenn sich die Christen mit zum Beispiel Interpretationshilfen mehr mit der Bibel beschäftigen würden. Die Bibel ist ein sehr kostbarer Schatz, sie gibt auf viele Fragen sehr kluge Antworten und ist heute genauso aktuell wie damals.
Haben Sie sich als Kind auch schon für Religion interessiert?
Ja, meine Eltern, vor allem meine Mutter, haben es mir vorgelebt und mir gezeigt, was es bedeutet zu glauben. Dadurch war ich auch an sonntägliche Gottesdienste gewohnt. Später habe ich dazu eigene Gedanken entwickelt und bin so zur Glaubensreife gekommen.
Welche Religion finden Sie neben dem Christentum interessant?
Ich finde generell alle Religionen interessant, denn je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto mehr Gemeinsamkeiten kann man erkennen. Leider aber wird oft Religion mit Terrorismus verwechselt, zum Beispiel der Islam mit dem Islamismus. Allerdings kann man nach Gesprächen schnell sehen, dass sich alle Religionen im Kern ähnlich sind und dadurch Vorurteile abbauen. Als sehr offener Mensch will ich den Austausch zwischen diesen Religionen fördern.
Glauben Sie, dass der Gott der Juden, der Christen und der Muslime der gleiche ist?
Das weiß ich natürlich nicht. Alle drei Religionen haben zwar Abraham als Wurzel und sind auch monotheistisch geprägt, es könnte also sein, dass sie alle den gleichen Gott anbeten. Aber sicher bin ich mir nicht.
Welche Person aus unserer religiösen Geschichte würden Sie gerne treffen, hätten Sie die Möglichkeit?
Jesus wäre Wahnsinn, es wäre toll, sein Wirken, seine Ausstrahlung und sein Charisma zu sehen. Maria Magdalena würde mich auch interessieren, vor allem, welches Verhältnis sie zu Jesus und den anderen Frauen hatte und was sie damals für eine Rolle gespielt hat.
Elisabeth Littl, Veronika Weiß (9a)