„Mit Religion hat mehr zu tun, als man zunächst denkt“ – Religionsinterview mit Herrn Duscher

Sind Sie überzeugter Christ oder überzeugter Katholik?

Ich bin überzeugter Christ, auch überzeugter Katholik, aber nach Wahl eher Christ. Es gibt nämlich Schwierigkeiten mit der katholischen Kirche, aber die Geschichte zeigt, dass selbst nach langer Zeit Fehler beseitigt werden können. Allerdings gibt es auch Fehler, die man nicht vergessen kann. Die Kirche ist ein Menschenwerk und deshalb verbesserungsbedürftig.

Lieben Sie Jesus?

Lieben? Schwieriges Wort. Ich denke Jesus ist die Verkörperung Gottes in der Welt, aber lieben ist eher ein Wort, das man im Bezug auf Menschen benutzt.

Warum unterrichten Sie katholische Religionslehre?

Ich komme aus einer religiös sozialisierten Familie, in der die Religion große Tradition hat. Ich bin bereits als Kind gerne in die Kirche gegangen und habe auch schon verschiedene Ämter ausgeführt, zum Beispiel den Kommunionhelfer. Religiöse Fragestellungen und deren Inhalte interessierten mich schon immer. Die Vielfalt beim Theologiestudium und die Praxis in der Schule haben mich fasziniert, weil mir Themen, wie die Bibel, Kirchengeschichte, Philosophie, also die Bandbreite in diesem Fach, gefallen. Denn mit Religion hat mehr zu tun, als man zunächst denkt.

Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn des Lebens?

Liebe. Das kann ich sofort sagen. Ich bin überzeugt davon, dass es die Hauptaufgabe des Menschen ist, Liebe zu hinterlassen. Ich finde auch die Idee toll, etwas zu hinterlassen, wenn man bereits tot ist, etwa künstlerisch Geschaffenes wie ein Buch oder Musik, denn das bleibt bestehen. Deshalb möchte ich vielleicht selbst mal ein Buch schreiben.

Beten Sie regelmäßig?

Nicht regelmäßig. Ich bete selten zu Hause. Eher in der Kirche, denn hier gibt es eine entsprechend gute Atmosphäre dafür.

Wie stehen Sie zur Bibel?

Die Bibel ist das Zeugnis der Liebe Gottes zu den Menschen, das wir haben. Die Texte darin zeigen die Beziehung der Menschen zu Gott und dass dieser im Leben vieler Menschen eine Rolle gespielt hat und spielt.

Haben Sie sich als Kind auch schon für Religion interessiert?

Wie gesagt bin ich als Kind mit dem Glauben aufgewachsen. Das war die Voraussetzung dafür, mit den biblischen Geschichten und der Religion in Kontakt zu kommen. Denn vieles von dem, was uns unser Leben lang interessiert, lernen wir schon in der Jugend kennen.

Welche Religion finden Sie neben dem Christentum noch interessant?

Ich finde allgemein Religionen interessant, aber vor allem das Judentum, da es die Wurzel des Christentums ist und die Christen sich durch das Alte Testament auch mit jüdischen Texten beschäftigen. Die Bereiche jüdischer Kultur, z.B. Musik und Literatur, sind weltberühmt und hoch interessant. So bin ich auch von einem jüdischen Sänger namens Bob Dylan, der einen Literaturnobelpreis erhalten hat, ein großer Fan.

Glauben Sie, dass christlicher, jüdischer und muslimischer Gott der selbe ist?

Ich glaube ja, es gibt zwar Unterschiede und Gemeinsamkeiten, aber trotzdem glauben alle drei an einen Gott. Es gibt nur verschiedene Darstellungen von Ihm.

Welche Person aus unserer religiösen Geschichte würden Sie gerne treffen, hätten Sie die Möglichkeit?

Ich finde, dass Franz von Assisi als Gläubiger mit seinen Werken und seinem Leben sicher ein hochinteressanter Gesprächspartner wäre. Es ist außerdem ein schönes Zeichen, dass sich unser Papst nach ihm benannt hat.

Elisabeth Littl, Veronika Weiß (9a)