„Eine Religion soll die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen ernst nehmen“ – Ethikinterview mit Frau Wörmann

Würden Sie sich einer Religion zuordnen?

Ich bin katholisch, mein Leben ist seit der Kindheit christlich geprägt. Darüber hinaus habe ich im Laufe meines Lebens in anderen Religionen viel Wertvolles kennengelernt.

Was ist der Sinn des Lebens?

D e n Sinn des Lebens gibt es nicht.

Der Sinn des Lebens kann von Mensch zu Mensch verschieden sein. Es gibt nicht nur den e i n e n Sinn des Lebens. Das Leben und die Herausforderungen sind vielfältig, der Sinn des Lebens ebenso.

Wie definieren Sie „Menschlichkeit“?

Wohlwollen sich und allen anderen Lebewesen und allem Seienden gegenüber.

Waren Sie als Kind an Ethik interessiert?

Ja. Fragen z. B. nach dem Richtig oder Falsch oder dem Sowohl-als-auch wurden in meiner Familie und im Umfeld diskutiert. Das fand ich interessant.

Welche Religion finden Sie interessant?

Jede Religion, die die Würde und die Freiheit des einzelnen Menschen ernst nimmt. (Wir sind nackt, also ohne „Beipackzettel“ auf die Welt gekommen.)

Glauben Sie, dass christlicher, jüdischer und muslimischer Gott derselbe sind?

Ja.

Was kommt nach dem Tod?

Ich weiß es nicht. Ich glaube an ein Weiterleben.

Ich hoffe, dass ich, wenn ich die Räume wechseln werde, „heimgehen“ darf und d i e Liebe erfahren werde, aber ich wünsche mir nicht „ewige Ruhe“, wofür für Verstorbene bei Beerdigungen gewöhnlich gebetet wird.

Glauben Sie an Schicksal oder Zufälle?

Zufälle – eher nicht.

Ich glaube an Schicksal, in welches man möglicherweise eingreifen und es mitgestalten kann.

Welche Person aus der Geschichte würden Sie treffen wollen, hätten Sie die Möglichkeit?

Da gibt es viele: Jesus, Bach, Coco Chanel, … . Eine interessante Frau, mit der ich gerne reden würde, ist u. a. Klara von Assisi, die vermutlich eine selbstbewusste, starke Frau gewesen sein wird, theologisch offen, die erste, die eine Ordensregel geschrieben hat.

Veronika Weiß (9a)