„Man kann auch aus Steinen etwas Schönes bauen“ – Religionsinterview Frau Meister

Würden Sie sich einer Religion zuordnen, wenn ja welcher?

Ich würde mich am ehesten als Pantheistin bzw. Mystikerin bezeichnen.

Warum sind Sie Ethiklehrerin geworden?

Weil ich finde, dass Ethik eines der wichtigsten Fächer überhaupt ist. Ich fände es gut, wenn alle Schüler*innen die Möglichkeit hätten, Ethik zu belegen. Von allen Fächern, die ich unterrichte, ist es mein Lieblingsfach, weil man sich hier mit den Schülern konstruktiv in Diskussionen zu verschiedensten wichtigen Themen austauschen kann. Es geht primär um Wertevermittlung, Charakterbildung, auch Demokratieerziehung und einen objektiven Blickwinkel auf unterschiedlichste Sachverhalte.

Was ist der Sinn des Lebens?

Das ist eine komplexe Frage, die auch im Lehrplan 8 Ethik ausgiebig behandelt wird, und eine essenzielle Grundfrage der Ethik. Für mich persönlich ist der Sinn des Lebens soziales Engagement v.a. für benachteiligte Mitmenschen, und auch Engagement für Tiere und Umwelt.

Wie definieren Sie Menschlichkeit?

Menschlichkeit ist nah dran an Nächstenliebe, finde ich; und dass man nicht egoistisch, sondern sozial, hilfsbereit und mitfühlend, mit Empathie für und Solidarität mit anderen Menschen und sonstigen Lebewesen lebt.

Haben Sie sich als Kind auch schon für Ethik interessiert?

Ja, aber als ich in die Grundschule ging, gab es da zunächst noch keinen Ethikunterricht. Ich hatte allerdings später eine wunderbare evangelische Religionslehrerin, die viel von dem gelehrt hat, was ich jetzt als Ethiklehrerin vermitteln will. In der Oberstufe war es dann möglich zu Ethik zu wechseln und ich habe darin auch mündliches Abitur gemacht. Mein erstes Philosophiebuch – „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder – habe ich in der Unterstufe gelesen.

Welche Religion finden Sie interessant?

Alle Religionen sind interessant und neben den großen Weltreligionen gibt es ja noch so viele mehr. Mich interessieren als Ethiklehrerin besonders die Gemeinsamkeiten und geteilten Werte der verschiedenen Religionen und Glaubensgemeinschaften.

Glauben Sie, dass der christliche, jüdische und muslimische Gott derselbe sind?

Dies sind drei monotheistische bzw. abrahamitische Religionen; sie gehen also alle auf Abraham zurück und daher gibt es vielerlei Übereinstimmungen in der Bibel, der Thora bzw. dem Tanach und im Koran. Aus meiner Sicht also „ja“, auch wenn Gott jeweils andere Namen – Gott, Jehova/JHWH, Allah – trägt.

Was kommt nach dem Tod?

Das ist – neben der Frage „Woher komme ich?“ – ähnlich wie die Sinnfrage eine schwer beantwortbare, philosophische Frage. Es gibt in den Religionen viele Ansätze und unterschiedliche Vorstellungen, wie der Glaube an das ewige Leben oder der Reinkarnationsglaube. Atheisten nehmen meist an, es sei nach dem Tod vorbei. Ich denke, das Leben geht in irgendeiner Form weiter; wir gehen nicht verloren, weil Atome nicht verloren gehen können.

Glauben Sie an Schicksal oder Zufälle?

Das ist eine ganz schwierige Frage, die ich mir schon oft gestellt habe. Manche denken, alles, was geschieht, passiert aus einem Grund bzw. ist vorbestimmt. Ich sehe es eher so, dass man aus allem, was einem widerfährt, lernen kann und man auch aus Steinen etwas Schönes bauen kann.

Welche Person aus der Geschichte würden Sie gerne treffen, hätten Sie die Möglichkeit?

Da gibt es so viele: Jesus, Mahatma Gandhi oder Martin Luther King oder Hildegard von Bingen, Michelle Obama, Jacinda Ardern uvm.

Von Elisabeth Littl, Eva Rohse und Veronika Weiß (9a)